Donnerstag, 24. März 2011

Die Uhlandhöhe (1)


Vor mehr als 100 Jahren: Bekannt als "Krauß'sche Brauerei", bis heute als "Uhlandhöhe", doch die Ursprünge gehen auf die Familie Eisenlohr zurück.

"Wird die Unlandhöhe verkauft?" So fragte heute der Reutlinger Generalanzeiger. (Siehe Bericht: HIER) Grund für uns einmal nachzuschauen, was denn die Reutlinger Geschichtsblätter über die Uhlandhöhe wissen. In dem 1978 erschienen Band Nr. 16, der leider nur noch antiquarisch zu erhalten ist, schreibt der Verfasser Hans Kungl, Stadtarchivoberamtmann, über die etwas verwirrend anmutende Geschichte der Uhlandhöhe in der Friedrich-Ebert-Straße. Hervorgegangen ist die Uhlandhöhe, die noch dem Liederkranz Reutlingen gehört, aus "Eisenlohrs Bierkeller". Beim Lesen des Textes wird es manchem in den Fingern jucken und sich sagen, dass man doch einiges heute noch einmal recherchieren möchte. Nichtsdestotrotz ist Kungls Bericht ein Zeugnis dafür, dass die "gute, alte Zeit" alles andere als einfach war und Geldsorgen auch damals die Betreiber der Gastwirtschaft plagten. Aber lesen Sie selbst:


»Der Bierbrauer Johann Philipp Eisenlohr erhielt 1810 vom "Polizeidepartement in der Oberregierung " die Erlaubnis zum Bau eines Bierkellers in einem Schieferfelsen im Haagöschle. Die Stadt sollte Eisenlohr dafür einen Platz am Wehr in der Nähe der Stadtmühle gegen 6 fl. jährlich verpachten, wodirch die Stadt ihren Zimmerplatz verloren hätte. Die weiteren Intentionen der Oberregierung sahen vor, dass Eisenlohr das Zimmern und anderen Zurüstungen gegen Nachlass an der Pacht erlauben müsse. Die vorhandene Brücke sollte Eisenlohr abbrechen, stattdessen einen Aufzugssteg errichten und den Fußweg zu seinem Bierkeller nur über Grasboden führen
Diese überspitzten Empfehlungen waren Eisenlohr und wahrscheinlich auch der Stadt ungelegen. Eisenlohr machte der Sache durch den Ankauf eines Baumstückes in der Nähe ein Ende. Dort ließ er seinen Bau errichten: Einen in Schiefer gehauenen 14,4 m langen und 3,60 m breiten Bierkeller im Wert von 300 fl, dem an der Echaz 1813 mit ebenfalls 300 fl ein einstöckiges Häuschen folgte. Später kam noch eine Branntweinbrennerei hinzu.
Tiefpunkt im Brauereibetrieb waren die Jahre 1821-1824, als der Leimsieder Georg David Grözinger von Eisenloh die Rückzahlung von 1300 fl forderte und das Anwesen schon als an Grözinger verkauft galt. Von Geldsorgen dürfte Eisenlohr zeitlebens nicht losgekommen sein, doch sein Betrieb lief und weitete sich aus. Er unternahm große Anstrengungen, um seinen Gästen etwas zu bieten, aber das war in den meisten Wirtschaften üblich. So gab es bei ihm schon 1831 "alle Sorten von Kraut- und Zwiebelkuchen", gebacken von Kuchfabrikant Hohloch, außerdem Preiskegeln, wobei der erste Preis einmal eine Schreibkommode aus Nußbaum und ein andermal nur 4 fl waren. Bei günstiger Witterung lud Eisenlohr an Sonntagabenden zu Lagerbier bei Gartenbeleuchtung ein.
1844 schenkte Eisenlohr seine Biere über die Winterzeit in einem Hause hinter der Fruchthalle aus. Damals war auch schon der Bierkeller so ausgebaut, dass am 31.3.1844 die bekannte "Carlsbader Musik" bei gutem Lagerbier zu geselligen Unterhaltung aufspielen konnte.
Nach Eisenlohrs Tod durfte die Witwe die Brauerei zwar fortführen, aber kein Bier ausschenken, weil die Verwaltung eine Konzessionserteilung an ihren verstorbenen Mann für Bier- und Branntweinschank nicht auffinden konnte. Die Witwe Rosine geb. Hofstetter behauptete, ihr Mann habe bereits 1807 diese Berechtigung erhalten, habe aber ebenfalls keine Unterlagen. Der Fall wurde dadurch gelöst, dass man ihr am 31.8.1855 gegen 8 fl die Schankberechtigung erteilte.
Die Bierbrauerei hatte schon 1851 der Sohn Simin Eisenlohr übernommen, Das Anwesen bestand damals aus einem einstöckigen Wohnhaus mit Keller, einem Bierkeller an der Echaz mit eigenem Eingang (IV. 240). Simon errichtete noch ein Bierlokal in der Wilhelmstraße 120. Er genoss in der Stadt ein gewisses Ansehen, besaß ein Vermögen von über 4.000 fl und hatte keine Vorstrafen. In seinem Betrieb arbeitete er unermüdlich. Verbesserung und Erweiterung seiner Brauerei-Anlage waren für ihn selbstverstädlich. 1858 wurde eine Kesselfeuerung eingerichtet und an der Giebelseite der Bauerei eine Bierkühle erbaut.
Unter diesen Aktivitäten litt der Wirtschaftsbetrieb nicht. Eisenlohrs Verhältnis zur Keimschen Bierbrauerei in der Tübinger Straße dürfte auch gut gewesen sein. So spielte die Niedernauer Badmusik vom 19.6.1861 von 17.30-21 h bei ihm und ab 21 h bei "Frau Bierbrauer Keim". 1863 bekam Eisenlohr die Erlaubnis, an sein Brauereigebäude einen Gärkeller und auf seine Bierhalle einen weiteren Stock mit Plattform und Salon sowie ein unbesteigbares Kamin tz bauen.
Eisenlohrs Witwe Elisabeth geb. Buck heiratete 1865 den Bierbrauer Heinrich Wille. Aus seiner Zeit stammten ein neu aufgestelltes Reservoir mit 15 Eimern, eine Braupfanne mit 3200 l Inhalt und ein einstockiger massiver Kellerüberbau mit einem Aufzug und einem Göppelwerk aus Eisen.
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(Fortsetzung folgt)

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